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Hören wie früher? Ein dummes Märchen!

Hören wie früher

Hören wie früher? Ein Märchen! Wir räumen heute mit dem größten Missverständnis bei Hörgeräten auf: Hörgeräte ermöglichen ein Hören wie früher. Das ist nämlich meist nicht so. Hörgeräte sind immer ein Kompromiss und eine medizinische Hilfe, keine Wunderapparate.

Eine Schwerhörigkeit kann ganz verschiedene Ursachen haben und in ganz unterschiedlichen Ausprägungen vorkommen. Der eine hat die Schwerhörigkeit aufgrund eines plötzlichen Vorkommnisses, bei einem anderen ist eine Krankheit die Ursache und die meisten haben eine über viele Jahre erworbene Schwerhörigkeit. Bei den meisten handelt es sich um eine leichte bis mittelgradige Schwerhörigkeit, andere wiederum hören fast gar nichts mehr. Ja und bei manchen kommen noch Tinnitus, evtl. kognitive Probleme oder anatomische Schwierigkeiten hinzu.

Man sieht: Wir können nicht von der Schwerhörigkeit sprechen. Einige Formen der Schwerhörigkeit benötigen besondere medizinische Maßnahmen, beispielsweise Operationen usw.
Bei den meisten Höreinschränkungen können Hörgeräte sehr gut helfen. Hier wird aber sowohl von der Hörgeräteindustrie als auch von Hörakustikern gerne der Eindruck erweckt, als könne durch Hörgeräte ein Hören erreicht werden, das „ein Hören wie früher“ ist.
Nur: Was ist denn „Hören wie früher“?

Hören wie früher? Ein Märchen!

Fakt ist, dass unser Gehör altert und bei den meisten auch im Laufe des Lebens abnimmt. Wenn wir also von einem guten Gehör sprechen, was meinen wir dann? Ist es das Hören, so wie bei einem jugendlichen Menschen?
Dieses Hören, so wie es mit 18 mal war, werden Sie schon mit 32 nicht mehr haben. Da hilft auch kein Hörgerät.

Es ist nämlich überhaupt nicht die Aufgabe eines Hörsystems, Sie wieder auf den jemals gehabten besten Stand des Hörens zu bringen. Viele Laien in Internetforen schwafeln davon, mit welcher Hörgerätemarke oder mit welchem der über 2.000 verschiedenen Hörgerätemodelle das optimale Hören „wie normal“ zu erreichen sei. Ich verrate Ihnen, wie es wirklich ist: mit keinem!

Hören wie früher? Ein Märchen!

Selbst mit den besten Hörgeräten der Welt: Oma wird nicht mehr so hören wie früher. Ihr junger Enkel hat junge, gesunde Ohren. Ein Hörgerät ist ein gutes Hilfsmittel, mehr nicht

Das ist die wirkliche Aufgabe eines Hörgeräts

Die Aufgabe eines Hörgeräts ist es, dem Hörgeräteträger ein gutes Sprachverstehen zu ermöglichen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn dann auch noch ein halbwegs guter Musikgenuss möglich ist, umso besser.
Um das zu erreichen, müssen Hörgeräte von einem Hörakustiker auf den individuellen Hörverlust jedes einzelnen Patienten eingestellt werden. Und das kann eine 08/15-Aufgabe sein oder ein langwieriger Prozess. Die Einstellsoftware, die jeder Hörgerätehersteller den Akustikern zur Verfügung stellt, ermöglicht es im Prinzip, mit einem oder wenigen Mausklicks die Hörgeräte für die meisten „handelsüblichen“ Fälle der Hörbeeinträchtigung perfekt einzustellen. Eigentlich bedürfen nur wenige Kunden einer weitergehenden, komplexeren Anpassung. Auch hier wird oft viel Lärm um nichts gemacht, nicht zuletzt, um hohe Preise zu rechtfertigen.

Bestes Sprachverstehen versus „schön“

Aber selbst wenn der Hörverlust des Kunden komplizierter ist und mit Standardeinstellungen nicht leicht auszugleichen ist, und selbst wenn der Hörakustiker viele zusätzliche Feineinstellungen vornimmt, es wird am Ende immer nur ein Kompromiss dabei herauskommen.
Selbst bei optimalsten Einstellungen und selbst mit den teuersten Hörgeräten ist immer nur das zu erreichen, wofür Hörgeräte gemacht wurden: ein verbessertes Sprachverstehen.
Ein Hören, so wie es mit gesunden, jungen Ohren möglich ist, lässt sich mit Hörgeräten nur in den seltensten Fällen (meistens gar nicht) erreichen.

Hörgeräte sind letztendlich, wenn man es so formulieren will, Hörprothesen. Mit den dritten Zähnen beißt man nicht so zu, wie mit echten Zähnen und mit einer Beinprothese läuft man nicht so, wie mit richtigen Beinen. Alles das sind medizinische Hilfsmittel, die eine natürliche Funktion nachahmen. Die Natur hat für uns das Beste bereitgestellt, das Nachgemachte ist nie ganz genau so gut. So ist das auch immer bei Hörgeräten.

Ammenmärchen - Hören wie früher

Moderne Hörgeräte können viel. Teurere Hörgeräte haben erstklassige Zusatzfunktionen. Ein Vergleich lohnt sich. Aber zaubern können sie alle nicht! Hören wie früher bleibt eine Utopie.

Ist der Hörverlust stärker, wird das Ganze noch einmal deutlicher. Hörgeräte ermöglichen dann, dass der Hörgeräteträger überhaupt etwas hören kann. Es kommt mit zunehmendem Hörverlust immer weniger darauf an, wie gut oder wie schön der Klang ist, sondern darauf, dass noch möglichst viel verstanden werden kann. Dieser Tatsache muss man sich einfach bewusst sein. Bevor ich doch gar nichts mehr höre, muss es mir doch in erster Linie darauf ankommen, überhaupt noch etwas zu hören. Selbst, wenn das Gehörte eventuell metallisch klingt oder einen harten Klang hat, ist das erste Ziel, dass das Hören als solches ermöglicht wird.

Hören wie früher: Marketinggewäsch und Idioten-Blabla

Das ganze dümmliche Gerede vom schönen Klang von Hörgeräten, den die eine Marke bietet und die andere angeblich nicht, ist Marketinggeschwurbel und Selbstrechtfertigungs-Blabla von Forenteilnehmern. Viele von denen haben exorbitant mehr Geld als notwendig für ihre Hörsysteme ausgegeben und versuchen das nun anderen gegenüber mit angeblichen Eigenschaften der Hörgeräte zu rechtfertigen, die diese Hörgeräte bei nüchterner Betrachtung gar nicht haben. Und selbst wenn die Hörgeräte diese Eigenschaften hätten, müsste man sagen „schön für Dich, aber darauf kommt es überhaupt nicht an“.

Außerdem, und lesen Sie hierzu gerne auch meinen ausführlichen Ratgeber, ist das mit dem Klangeindruck bei Hörgeräten sowieso so eine Sache. Denn wenn Sie sich erst einmal an den Klang und das Hören mit Hörgeräten an sich gewöhnt haben, wird Ihr Gehirn das so, wie es ist, als völlig normal wahrnehmen. Ein „Hören wie früher“ gibt es dann nicht mehr, denn Fakt ist, dass wir gar kein Hörgedächtnis haben. Menschen können Höreindrücke nur wenige Sekunden speichern und erinnern. Ein Hörvergleich ist deshalb so oder so eine schwierige Sache. Das aktuelle Hören mit dem Hören „von früher“ zu vergleichen, ist gar nicht machbar, wir können das schlicht und ergreifend nicht. Wir können allenfalls eine (idealisierte) (Wunsch-)Vorstellung davon haben, wie es einmal gewesen sein könnte und uns allenfalls vorstellen, wie die Unterschiede sind.

Wenn Sie alles das berücksichtigen und wenn Sie sich, Ihren Ohren und Ihrem Gehirn genügend Zeit zur Eingewöhnung geben, dann werden Sie – selbst mit preiswerteren Hörgeräten – ein gutes Ergebnis erzielen.

Die Schlüsselbegriffe in diesem Text sind: „Hörgeräte“, „Schwerhörigkeit“, „Hören wie früher“, „medizinische Hilfe“, „Tinnitus“, „Hörverlust“, „Sprachverstehen“, „Hörgeräteindustrie“, „Hörakustiker“, „Marketinggewäsch“. Diese Begriffe konzentrieren sich auf die Kernthemen des Textes: die Funktionsweise und die Grenzen von Hörgeräten, die unterschiedlichen Ursachen von Schwerhörigkeit, und die realistischen Erwartungen an die Leistung von Hörhilfen.

Hören wie früher: Der Ratgeber

Stimmen zu „Hören wie früher“:

Auch mit guten Hörgeräten ist es schwierig, genau so zu hören wie mit gesunden Ohren, weil Hörgeräte zwar die Lautstärke von Geräuschen verstärken und das Sprachverständnis verbessern können, aber sie können die natürliche Klangqualität und die komplexe Verarbeitung von Geräuschen, die in einem gesunden Gehör stattfinden, nicht vollständig nachahmen. Hörgeräte sind technische Hilfsmittel, die bestimmte Hördefizite ausgleichen, aber sie können nicht die vollständige Funktionalität eines gesunden Hörorgans ersetzen.

Hörgeräteträger rechtfertigen oft die hohen Anschaffungskosten ihrer Hörgeräte, indem sie sich auf die verbesserte Lebensqualität, das gesteigerte Sprachverständnis und die Möglichkeit, am sozialen Leben teilzunehmen, konzentrieren. Die Entscheidung für teurere Geräte kann auch durch die Erwartung beeinflusst sein, dass diese eine bessere Klangqualität, fortschrittlichere Technologien und individuellere Anpassungsmöglichkeiten bieten, die es ihnen ermöglichen, so effektiv wie möglich mit ihrer Hörbeeinträchtigung umzugehen.

Bildquellen:
  • Hoeren-wie-frueher-3: Peter Wilhelm ki
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  • hoeren-wie-frueher: Peter Wilhelm ki
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