Ein junger Mann wendet sich verzweifelt an ein Betroffenen-Forum. Er hat einen Hörsturz erlitten und ist in der Folge einseitig schwerhörig.
Der Hörakustiker gibt ihm den guten Rat, es erst einmal mit einem Kassenhörgerät zu versuchen, für das er keine Zuzahlung leisten muss.
Selbst angelesen in diesem Forum hat der Mann sich, dass einige andere Forenmitglieder bestimmte Hörgeräte von Oticon und Bernafon sehr gut finden. Die sind aber teuer und er würde dafür ordentlich zuzahlen müssen.
Der Mann möchte nun wissen, welches von diesen Hörgeräten er sich kaufen soll.
Er bemängelt, dass er Sprache im Fernsehen als hoch, spitz und klirrend empfindet und dass Geschirr- und Gläserklirren als schreckliches Störgeräusch viel zu laut empfindet.
Mehrfach war er schon bei seinem Hörakustiker und dieser hat innerhalb von nur einem Monat inzwischen 23-mal Änderungen an den Einstellungen der Hörgeräte vorgenommen. Alle Maßnahmen haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Inzwischen ist der Mann von diesen Hörgeräten enttäuscht und verurteilt sie. In dem entsprechenden Forum wird ihm, wie das fast immer nahezu automatisch der Fall ist, eine ganze Reihe von Oticon-Hörgeräten empfohlen, alle mit Zuzahlung.
Was ist an dieser Vorgehensweise falsch?
- Es ist grundsätzlich Quatsch, sich bei anderen Schwerhörigen nach deren Hörgeräten zu erkundigen. In den seltensten Fällen wir man zielführende Informationen bekommen. Was bei dem einen hilft, kann bei einem anderen eine Katastrophe sein.
- Markenempfehlungen sind Unsinn. Alle Hersteller liefern gute Hörgeräte. Welches geeignet ist, kann man nur durch gute Beratung und Ausprobieren herausfinden. Alles andere hat die gleiche Qualität, wie die Frage: Was ist besser, BMW oder AUDI?
- Gutes Hören kann man nicht kaufen. Schon mit Basisgeräten kann der gewünschte Erfolg erzielt werden. Teurere Hörgeräte bieten mehr Funktionen und Einstellmöglichkeiten. Das ist aber keine Garantie dafür, dass Sie damit besser hören und verstehen.
- Ständiges Verändern der Einstellungen innerhalb kurzer Zeit bringen keine Vorteile. Viel wichtiger ist es, die Anfangsschwierigkeiten durch Geduld zu überwinden. Lesen Sie dazu auch Peter Wilhelms Ratgeber!
- Für eine Bewertung der vom Akustiker empfohlenen Hörgeräte ist es viel zu früh. Der Betroffene ist viel zu ungeduldig. Das wird durch das Forum auch noch befeuert. Eine Gewöhnung an die Hörgeräte kann durch diese Hektik nicht erfolgen.
Was bedeutet das in diesem Fall?
Dem schwerhörigen Mann wäre gut geraten gewesen, hätte man ihn zu Geduld und Langmut aufgefordert. Ein Hörsturz ist ein traumatisches Erlebnis. Es ist wenige Wochen nach diesem Ereignis noch nicht absehbar, wie sich das Hörvermögen mittel- und langfristig noch ändern wird.
Sowohl eine Verschlechterung, als auch eine deutliche Besserung bis hin zur Heilung sind durchaus möglich. Aber selbst, wenn der HNO-Arzt eine Besserung für ausgeschlossen hält, und das kann nur er wirklich beurteilen, ist rasches Vorgehen und überstürztes Handeln hier nicht angebracht.
Menschen müssen sich an die Hörgeräte und das neue Hören immer erst gewöhnen. Vieles, was anfangs als schlimm und störend empfunden wird, verschwindet durch die Gewöhnung von ganz alleine. Leider werden diese Anfangsschwierigkeiten immer wieder zum Anlass genommen, hektisch an den Hörgeräten „herumschrauben“ zu lassen. Etwas vorlaut wird in den diversen Foren dann auch immer zu anderen vermeintlich besseren Hörgeräten geraten. Das ist aber Quark!
Version in leichter Sprache
Ein junger Mann sucht Hilfe in einem Forum. Er hat auf einem Ohr Hörprobleme nach einem Hörsturz.
Der Hörakustiker sagt ihm, er soll zuerst ein kostenloses Kassenhörgerät ausprobieren.
Im Forum hat der Mann gelesen, dass andere Leute Hörgeräte von Oticon und Bernafon gut finden. Diese Geräte sind aber teuer und er muss dafür viel Geld bezahlen.
Der Mann möchte wissen, welches Hörgerät er kaufen soll.
Er sagt, dass er Sprache im Fernsehen hoch und unangenehm findet. Geräusche von Geschirr und Gläsern sind für ihn zu laut und störend.
Der Mann war schon oft beim Hörakustiker. Dieser hat 23-mal die Einstellungen der Hörgeräte verändert. Es hat aber nicht geholfen.
Jetzt ist der Mann enttäuscht von den Hörgeräten. Im Forum werden ihm immer wieder teure Oticon-Hörgeräte empfohlen.
Was läuft falsch?
Was bedeutet das für den Mann?
Der Mann sollte Geduld haben. Ein Hörsturz ist ein schlimmes Erlebnis. Es ist noch zu früh, um zu wissen, wie sich das Hören verändert. Das Hören kann sich verschlechtern oder verbessern. Manchmal wird das Hören sogar wieder gut. Nur der Arzt kann das genau sagen.
Es ist wichtig, sich an die Hörgeräte zu gewöhnen. Viele Dinge, die am Anfang störend sind, werden mit der Zeit besser. Oft werden die Hörgeräte zu schnell verändert. Das ist nicht gut. In Foren wird oft zu anderen Hörgeräten geraten. Das ist aber nicht hilfreich.
Hinweis
In manchen Foren werden immer wieder bestimmte Hörgeräte empfohlen. Seien Sie vorsichtig! Manchmal sind diese Empfehlungen nicht echt. Es kann Werbung sein. Bleiben Sie aufmerksam!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Geduld, Geduld bei neuen Hörgeräten, Hektik, Ungeduld