Hörgeräte sind wunderbare Hilfsmittel bei Schwerhörigkeit. Sie sind allerdings standardisiert und trotz aller Einstellmöglichkeiten kann es vorkommen, dass der Hörgeschädigte feststellen muss, dass seine Geräte an ihre Grenzen stoßen. Doch auch dann gibt es meist eine Lösung.
Hallo, lieber Herr Wilhelm,
zunächst einmal ganz vielen Dank für ihre großartige Webseite hörgeräte-info.net. Mein Mann und ich haben uns in den letzten Wochen daran festgelesen und schon so viele Infos rausgezogen.
Wir haben auch ihr wertvolles Buch gekauft. Das enthält so viele klasse Tips, dass wir eigentlich die ganze Zeit nur am Nicken sind, weil es uns bestätigt und wir so viel Wichtiges daraus lernen konnten.
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Für meinen Mann ist die Welt mit den Hörgeräten seitdem in Ordnung. Bei mir sieht das etwas anders aus.
Als die Kinder groß waren und wir in Rente gegangen sind, entstand ein großes Loch. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Man freut sich doch sein ganzes Arbeitsleben lang auf die Rentnerzeit.
Aber wir haben beide feststellen müssen, dass uns die tägliche Arbeit, die feste Struktur des Tagesablaufs und auch der Erfolgsdruck fehlen. Ist das nicht merkwürdig?
Mein Mann ist da wesentlich besser mit klargekommen als ich. Er hat sich auf das Fotografieren verlegt und ein paar nette Freunde gefunden, mit denen er auf Exkursionen geht und fotografiert.
Ich habe verschiedenes ausprobiert, aber nichts war so das Richtige für mich. Erst mit dem Chorgesang hat sich mir eine neue Welt aufgetan.
Der Chor, in dem ich seit knapp einem Jahr mitsinge, ist zwar im Prinzip ein Kirchenchor, aber wir singen eigentlich viel mehr weltliche Lieder und treten regelmäßig auch außerhalb der Gemeinde auf.
Die Proben machen mir sehr viel Freude, ich habe viele nette Leute kennengelernt und ich bringe mich auch in der Jugendarbeit ein. So weit so gut.
Aber ich habe zunehmend Probleme im Chor. Das Mitsingen funktioniert gut, auch mit den Hörgeräten. Was nicht klappt, ist die Kommunikation mit dem Chorleiter.
Seine Hinweise, Anweisungen und Kommandos höre ich meist nicht richtig, obwohl er extra wegen mir nicht leise spricht. Aber die vielen Menschen, die Akustik im Chorraum und meine Schwerhörigkeit passen irgendwie nicht zusammen.
Ich habe mit meiner Hörakustikerin schon darüber gesprochen und sie hat mir gezeigt, wie ich ein spezielles Musikprogramm an den Hörgeräten über das Smartphone aktivieren kann. Das sei dafür gemacht, mehr sei aus den Hörgeräten nicht herauszuholen.
Aber es klappt einfach nicht. Haben Sie noch einen Rat für mich? Benötige ich andere Hörgeräte? Meine sind von Phonak und die sollen ganz gut sein.
Ich finde es klasse, dass Sie sich im Chor engagieren und dort auch noch ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig sind. Singen ist eine wunderbare Beschäftigung.
Nun haben Sie aber eine Hörbehinderung und wir müssen einfach sagen, dass selbst mit den besten Hörgeräten der Welt kein Hören wie früher möglich ist, als Ihre Ohren noch in Ordnung waren.
Ein paar Abstriche muss man hinnehmen, aber das wissen Sie auch, da Sie ja mein Buch gelesen haben.
Die Hörgeräte, die derzeit zu haben sind, sind für 90 % oder mehr aller Menschen mit Hörverlust geeignet. Je mehr man dem Durchschnittsprofil der Schwerhörigen entspricht, umso mehr sollte das der Fall sein.
Musiker, Sänger, Chormitglieder und andere Menschen mit besonderen Höranforderungen werden vom Standard aber mitunter nicht berücksichtigt.
Insbesondere passt das von Ihrer Hörakustikerin vorgeschlagene Musikprogramm überhaupt nicht zu Ihrem Anforderungsprofil. Diese Musikprogramme sind für das Hören von Musik aus dem Radio oder bei Vorführungen gedacht.
Ihre Phonak-Hörgeräte scheinen ja, was den reinen Gesang im Chor anbetrifft, schon sehr gut zu funktionieren. Ihr Problem ist, dass der weit entfernt stehende Chorleiter von Ihnen nicht verstanden wird.
Das ist ein ähnliches Problem, wie es hörgeschädigte Schüler haben, wenn sie ihren Lehrer nicht verstehen.
Aber dafür gibt es wunderbare Lösungen.
Die Hörgeräteindustrie bietet sehr gute Mikrofone an, die vorne beim Lehrer, oder in Ihrem Fall beim Chorleiter, platziert werden können.
Sprechen Sie doch Ihre Hörakustikerin auf eine FM-Lösung oder die hervorragenden Roger-Mikrofone an. Ich wette, dass damit eine sehr gute Lösung für Sie gefunden werden kann.
Der Chorleiter könnte sich das kleine Mikro umhängen und das, was er sagt, würde direkt in Ihre Hörgeräte übertragen.
Bitte lassen Sie mich wissen, ob Sie in dieser Sache weiterkommen.
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Gründer der Webseite Hörgeräte-Info.net und Hörgeräte-Experte. Der Psychologe und Publizist schreibt für mehrere Magazine und das preisgekrönte Bestatterweblog und das Dreibeinblog.
Der Autor ist selbst schwerhörig und hat sich in der Hörgeräteindustrie und in einem Hörakustik-Meisterbetrieb zum Hörgeräte-Experten weiterbilden lassen.
Er wurde in der Halloweennacht an Allerheiligen geboren und lebt mit seiner Familie bei Heidelberg.
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