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Faktencheck – 10 Mythen über Tinnitus

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Ein nerviges Pfeifen, Piepen oder Rauschen im Ohr. Das kann ein Tinnitus (Ohrgeräusch) sein. Ein Tinnitus ist für die Betroffenen sehr belastend. Oft wird der Tinnitus von anderen auch belächelt oder als Kleinigkeit abgetan.
Viele meinen sogar, das sei nur Einbildung oder ein Zeichen von Schwäche. Wir haben die verschiedenen Mythen zum Thema Tinnitus einem Faktencheck unterzogen.

Mythos Nr. 1: Ein Tinnitus ist unheilbar

Faktencheck: Diese Aussage ist nicht richtig.

Wer akut einen Tinnitus bemerkt, hat sehr gute Chancen, dass dieses Ohrgeräusch ebenso spontan wieder verschwindet, wie es gekommen ist. Die Spontanheilungsrate liegt bei 80%.
Sogar ein chronischer Tinnitus, der über längere Zeit vorhanden war, verschwindet bei 25% der Betroffenen ganz spontan. Das kann auch nach einer langen Leidenszeit immer noch der Fall sein.
Und rund 65% aller Betroffenen gewöhnen sich an den Tinnitus, sodaß er für sie keine Störung mehr darstellt.

Mythos Nr. 2: Tinnitus ist eine Krankheit

Faktencheck: Stimmt nicht.

Denn mit dem Begriff Tinnitus werden zunächst einmal nur Störgeräusche im Ohr bezeichnet. Die Ursache dafür kann ganz verschieden sein. Das Ohrgeräusch ist immer nur ein Symptom für andere Vorgänge im Körper. Somit ist der Tinnitus an sich keine Erkrankung. Allerdings kann der Tinnitus die Betroffenen krank machen. Es ist deshalb von großer Bedeutung, die Ursachen für die Ohrgeräusche zu finden und diese auszuschalten.

Mythos Nr. 3: Die Ohrgeräusche sind doch nur Einbildung

Faktencheck: Stimmt so pauschal auch nicht

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen dem subjektiven und dem objektiven Tinnitus. Der objektive Tinnitus kann auch von Dritten, beispielsweise mit einem Stethoskop gehört werden.
Der subjektive Tinnitus hingegen wird nur vom Betroffenen selbst wahrgenommen.
Nun ist der objektive Tinnitus vergleichsweise selten. Er wird beispielsweise durch Strömungsgeräusche des Bluts oder durch Verengungen oder durch Zuckungen der Muskulatur hervorgerufen.
Der subjektive Tinnitus ist die weit häufiger anzutreffende Form. In diesem Fall werden die Geräusche nur vom Betroffenen gehört. Diese Geräusche sind im Ohr des Patienten tatsächlich hörbar, können aber medizinisch nich wahrgenommen oder gemessen werden. Sie sind keine Einbildung.

Mythos Nr. 4: Tinnitus wird durch Stress ausgelöst

Faktencheck: Stimmt, aber…

Stress ist ganz sicher eine der Ursachen für einen Tinnitus. Aber es kommen natürlich auch noch ganz andere Faktoren in Frage. Rund 30% aller Tinnitusfälle werden nach Angaben des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte durch zu laute Musik in Discos, Clubs oder über Kopfhörer ausgelöst.
Weitere mögliche Ursachen sind hoher Blutdruck, Entzündungen, Verknöcherungen im Ohr, die Nebenwirkungen von Medikamenten und in ganz seltenen Fällen auch ein Tumor.

Mythos Nr. 5: Hörsturz und Tinnitus sind dasselbe

Faktencheck: Nein

Hörsturz und Tinnitus haben gewisse Zusammenhänge. Aber beides kann vollkommen unabhängig voneinander auftreten.
Der Tinnitus ist ein häufiges Symptom eines Hörsturzes eines Hörsturzes auftritt. Die Hörstörung die durch den Hörsturz entstanden ist, verschwindet häufig wieder, aber es können nicht selten Ohrgeräusche zurückbleiben.
Aber ein Hörsturz und Tinnitus sind nicht dasselbe.
Übrigens: Mehr als 50% aller Hörsturz-Fälle klingen spontan wieder ab. Unter ärztlicher Behandlung kommt es sogar in 90 % aller Fälle zur Heilung. Und damit geht auch meist der akute Tinnitus wieder weg.

Mythos Nr. 6: Auch Verspannungen können zu Tinnitus führen

Faktencheck: Ja, richtig!

Tatsächlich können Verspannungen im Nackenbereich oder in den Kiefergelenken auch Störgeräusche im Ohr auslösen. Diese Verspannungen verändern den Gefäßtonus im Bereich der Ohren.
So ähnlich wirkt sich auch nächtliches Zähneknirschen aus. Dieses ist oft stressbedingt. Aber auch Verletzungen der Halswirbelsäule (Schleudertrauma) können Auslöser für das Rauschen im Ohr sein.

Mythos Nr. 7: Menschen mit Tinnitus benötigen Stille

Faktencheck: Falsch

Vollkommen richtig ist es, dass Tinnitus-Patienten laute Umgebungen meiden sollten. Und für gesunde Personen können Zeiten der Stille auch Balsam für die Ohren sein.
Tinnituspatienten sollten aber die absolute Stille meiden, das ist geradezu Nahrung für das Ohrgeräusch.
Ohne weitere akustische Reize aus der Umwelt konzentriert sich der von Tinnitus Betroffene zu sehr auf seine Ohrgeräusche und das kann extrem belastend sein.
Sinnvoll ist der Einsatz entsprechender Apps oder der Funktionen eines Hörgeräts, die ablenkende Geräusche abspielen.

Mythos Nr. 8: Tinnitus macht taub

Faktencheck: Nein, das ist falsch

Ein Tinnitus und eine Hörminderung können parallel auftreten. Aber es ist nicht so, dass allein der Tinnitus gehörlos machen könnte.
In etlichen Fällen haben eine Schwerhörigkeit und Tinnitus jedoch die gleiche Ursache. Meist liegt dann eine Schädigung der Sinneszellen im Innenohr zugrunde.
Hier können spezielle Hörgeräte die Symptome von Tinnitus behandeln und gleichzeitig den Hörverlust korrigieren.

Mythos Nr. 9: Alkohol führt zu Tinnitus

Faktencheck: Das ist richtig.

Alkoholkonsum kann nicht nur die lästigen Töne im Ohr verursachen, sondern sogar das Hörvermögen dauerhaft mindern. Wissenschaftler der Universität in Ulm haben Vieltrinker und Gelegenheitstrinker getestet.
Untersucht wurde das Hörzentrum im Gehirn. Die Ergebnisse zeigen, dass der Genuss von Alkohol Tinnitus und Schwerhörigkeit begünstigen kann.
Grund: Der Alkohol beschädigt die empfindlichen Sinneshaarzellen im Innenohr und wirkt daher direkt auf das zentrale Nervensystem, das auch bei der Entstehung von Tinnitus beteiligt ist.

Mythos Nr. 10: Bei Ohrensausen immer sofort zum Arzt!

Faktencheck: Nein, nicht nötig

Früher hieß es einmal, dass Personen mit einem bleibenden Ohrgeräusch sofort zum Arzt gehen sollten. Das ist aber längst medizinisch überholt.
Da es in ganz vielen Fällen zur Spontanheilung innerhalb der ersten Stunden kommt, wäre ein sofortiges Aufsuchen des Arztes unsinnig. Er könnte auch nur zum Abwarten raten.
Störgeräusche im Ohr hat sowieso jeder einmal. Und so schnell wie sie kamen sind, gehen sie auch wieder.
Daher gilt es, Ruhe zu bewahren, einmal drüber zu schlafen und abzuwarten. Nur wenn das Rauschen oder Pfeifen länger als 24 Stunden anhält, sollten der HNO-Arzt aufgesucht werden.
Etwas anderes ist es, wenn sie ein Knalltrauma erlitten haben. Auch nach Schüssen, Böllern und anderen lauten Schallereignissen kann es zu Ohrgeräuschen kommen.
Auch wenn sich die Ohren taub anfühlen, ist Vorsicht geboten. In diesen beiden Fällen liegt ein medizinischer Notfall vor.

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Hinweis:

Dieser Text dient journalistischer Information und gibt nur persönliche Meinung und Erfahrungen wieder. Vor Entscheidungen in Rechts-, Steuer- und Medizinfragen bitte immer eine Fachperson fragen. Fragen Sie immer einen Arzt, Apotheker, Anwalt oder Steuerberater. Das ist günstiger als Sie denken. Verlassen Sie sich nie auf Wissen, das Sie sich nur im Internet zusammengefischt haben!

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Rubrik „Medizinisches“
Dieser Text dient journalistischer Information und gibt auch persönliche Meinung und Erfahrungen wieder. Vor Entscheidungen in Rechts-, Steuer- und Medizinfragen bitte immer eine Fachperson fragen. Fragen Sie immer einen Arzt, Apotheker, Anwalt oder Steuerberater. Verlassen Sie sich nie auf Wissen, das Sie sich nur im Internet zusammengefischt haben! Der Text ersetzt keinesfalls Beratung oder Behandlung durch Diabetologen, Ernährungsexperten, Hörakustiker und Ärzte. Sie dürfen nicht dazu dienen, eigenständig Diagnosen zu stellen, Behandlungen zu beginnen oder abzusetzen.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | DocRiemenschnayder 3. Juli 2019

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