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Warnung: Jetzt keinesfalls Jod-Tabletten einnehmen! Ukrainekrieg 2022

Jod-Tabletten, Jodtabletten

Jod-Tabletten sollen ein Allheilmittel bei einer Strahlenbelastung durch eine Atombombe sein. Das glauben fälschlicherweise viele Deutsche. Der Ansturm auf die Apotheken ist im Moment groß, viele besorgte Bürger wollen sich selbst auf eigene Verantwortung und ohne ärztliche Anordnung mit Jod-Tabletten versorgen.

Achtung: Der gesamte Text bezieht sich auf Personen, denen nicht vom Arzt die Einnahme von Jod-Tabletten im Rahmen einer Therapie verordnet wurde. Wenn Sie regelmäßig auf Anweisung Ihres Arztes Jod-Tabletten einnehmen müssen, tun Sie das genau so, wie der Arzt es Ihnen verschrieben hat!

Keine Jod-Tabletten vorbeugend einnehmen!

Die zuständigen Behörden und ärztliche Fachgesellschaften raten sehr dringend von einer Jodvorbeugung in Eigenregie ab. So eine Selbstbehandlung bringt erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich und hat aktuell auch keinen Nutzen. Die in den Apotheken erhältlichen OTC-Tabletten und sonstigen Präparate sind viel zu niedrig dosiert, um eine entsprechende Wirkung zu haben. Außerdem bringt eine überstürzte und vorzeitige Einnahme keinen Schutz. Es wird obendrein darauf hingewiesen, dass eine Notwendigkeit für eine Jodblockade aufgrund der Entfernung zur Ukraine nicht zu erwarten sei.

Jod / Iod

Seit dem Russland den Nachbarstaat Ukraine überfallen hat, ist die Nachfrage der Kunden nach Kaliumiodid-Tabletten in Apotheken stark gestiegen. Vom Hörensagen wissen manche, dass Jod in irgendeiner Form bei einem atomaren Angriff hilfreich sein soll. Über die genauen Wirkmechanismen wissen die Betroffenen aber nichts.

So funktionieren Jod-Tabletten bei einem Angriff mit der Atombombe

Die Gefahr durch Jod 131

Wenn bei Unfällen oder kriegerischen Angriffen radioaktive Stoffe, wie radioaktives Jod (Iod 131, I131) freigesetzt wird, kann Jod helfen, wenn es richtig angewandt wird. Dieses gefährliche Jod hat die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie normales in Nahrungsmitteln enthaltenes Jod und kann daher ebenso in der Schilddrüse gespeichert werden. Hierdurch entsteht die große Gefahr, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, wobei Kinder besonders gefährdet sind.

So hilft nicht-radioaktives Jod

Die vorbeugende Einnahme von Jod in hoher Dosierung kann aber die Speicherung des radioaktiven Jods verhindern. Wenn also ernsthaft die Gefahr einer nuklearen Katastrophe besteht, kann es sein, dass die Bevölkerung tatsächlich zur Einnahme von Jod aufgerufen wird. Das dann eingenommene Jod gelangt in die Schilddrüse und blockiert dort sozusagen den freien Platz, sodass kein radioaktives Jod dort aufgenommen werden kann. In ihren Stellungnahmen erklären das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sowie die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), warum die private Anschaffung von Kaliumiodid-Arzneimitteln nicht sinnvoll ist.

Jodtabletten, Jod-Tabletten, ein Apotheker mit weissem Kittel vor einer Reihe von Medizingläsern mit Tabletten

Apotheker geben Auskunft über Sinn und Unsinn einer Selbstmedikation

Jod bietet keinen Universalschutz

Auch wenn Jod so wie oben beschrieben wirken kann, hilft es dann aber auch nur gegen das o.g. radioaktive Jod 131 und nicht etwa auch vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe, wie z. B. Caesium 137, Strontium 90 oder Plutonium.

Hohe Dosierung der Jod-Tabletten für Jodblockade erforderlich

Damit die Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse verhindert wird, müssen sehr hohe Dosierungen Jod in Form von Kaliumiodid eingenommen werden. Hierbei erhalten Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene einmalig 130 mg Kaliumiodid (100 mg Jod). Das ist in etwa der 100- bis 1.000-mal soviel, wie sonst mit der täglichen Nahrung aufgenommen wird. Außerdem wird eine Notfall-Einnahme von hochdosiertem Jod für Erwachsene über 45 Jahren sowieso nicht empfohlen.

Mittel aus der Apotheke enthalten nur Bruchteil der Dosis

Die in Ihrer Apotheke erhältlichen, rezeptfreien und frei verkäuflichen Präparate sind dafür da, um einen Jodmangel auszugleichen, der beispielsweise zu einem Kropf führen kann. Auch Personen, denen ein Struma (Kropf) entfernt wurde, müssen oft solche gering dosierten Jod-Tabletten einnehmen. Sie enthalten aber nur jeweils 0,1 bis 0,2 mg Jod. Damit müssten Sie, um genug für eine Jodblockade der Schilddrüse zu erreichen, zwischen 500 und 1.000 solcher Tabletten einnehmen. Das ist schlichterdings Blödsinn und für die meisten auch unmöglich.

Wichtig ist die Einnahme nur kurz vor oder nach Explosion einer Atombombe

Einfach nur irgendwann irgendeine Jodmenge einzunehmen, hilft überhaupt nichts. Die Speicherung von radioaktivem Jod in der Schilddrüse kann nur dann wirkungsvoll verhindert werden, wenn kurz vor oder nach der Aufnahme des schädlichen Jods eine größere Menge von stabilem (nicht radioaktivem) Jod in hohen Einzeldosen eingenommen wird. Das bedeutet aber, dass eine Einnahme mehr als 24 Stunden vor der Exposition nicht sinnvoll ist.

Keine Einnahme in Eigenregie

Auf jeden Fall sollte eine Jodblockade nie in Selbstmedikation durchgeführt werden. Warten Sie unbedingt auf die Aufforderung der zuständigen Behörden. Diese erfolgt, wenn tatsächlich mit einer erheblichen Freisetzung radioaktiven Jods zu rechnen ist. Eine Jodblockade in Eigenregie ist nutzlos und sogar schädlich.

Wir sind Deutschland ausreichend bevorratet

Auch wenn das zu Anfang der Corona-Epidemie bei den Schutzmasken usw. nicht so war, haben wir in Deutschland einen ausreichenden Vorrat an Jod-Tabletten. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sagen, dass In Deutschland rund 190 Millionen Kaliumiodidtabletten an verschiedenen Stellen in den Bundesländern eingelagert sind. Diese können im Katastrophenfall unverzüglich durch die Katstrophenschutzbehörden in den betroffenen Gebieten verteilt werden. Es ist mit einer Vorwarnzeit von Stunden bis Tagen zu rechnen, sodass ausreichend Zeit für diese Maßnahme bleibe.

Weitere Maßnahmen im Notfall

Es gibt aber noch weitere Maßnahmen, die Sie treffen können: Neben der Jodblockade sollten Sie den Aufenthalt in Gebäuden bei geschlossenen Fenstern und Türen und eine Evakuierung bis zum Vorbeiziehen der „Jodwolke“ als sinnvoll erachten.

Fazit Jod-Tabletten: Notwendigkeit einer Jodblockade unwahrscheinlich

Das BMUV und das BfS betonen aber, dass aufgrund der Entfernung zur Ukraine derzeit nicht damit zu rechnen sei, dass eine Einnahme von Jodtabletten notwendig werden könnte. Daher wird von einer selbständigen Einnahme der Tabletten dringend abgeraten. Eine Selbstmedikation bringt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen. Falls es zu einer Gefahrenlage kommt, die die Einnahme von solchen Jod-Tabletten notwendig machen würde, werden die Behörden rechtzeitig darauf hinweisen und die Bevölkerung darüber informieren, wo die entsprechenden Präparate zu bekommen sind. Vorher muss man wirklich nichts unternehmen. Auch auf Nachfrage haben die Apotheken keine Jod-Tabletten für Notfälle oder so am Lager.

Hinweis:

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Dieser Text dient journalistischer Information und gibt nur persönliche Meinung und Erfahrungen wieder. Vor Entscheidungen in Rechts-, Steuer- und Medizinfragen bitte immer eine Fachperson fragen. Fragen Sie immer einen Arzt, Apotheker, Anwalt oder Steuerberater. Das ist günstiger als Sie denken. Verlassen Sie sich nie auf Wissen, das Sie sich nur im Internet zusammengefischt haben!

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Bildquellen

  • Apotheke: Hörgeräte-Info.Net
  • apotheke-pixabay: Peter Wilhelm

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Dieser Text dient journalistischer Information und gibt auch persönliche Meinung und Erfahrungen wieder. Vor Entscheidungen in Rechts-, Steuer- und Medizinfragen bitte immer eine Fachperson fragen. Fragen Sie immer einen Arzt, Apotheker, Anwalt oder Steuerberater. Verlassen Sie sich nie auf Wissen, das Sie sich nur im Internet zusammengefischt haben! Der Text ersetzt keinesfalls Beratung oder Behandlung durch Diabetologen, Ernährungsexperten, Hörakustiker und Ärzte. Sie dürfen nicht dazu dienen, eigenständig Diagnosen zu stellen, Behandlungen zu beginnen oder abzusetzen.

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