Fragen an die Redaktion

Unerhörte Warterei – Eine Zumutung für zahlende Kunden!

Egoistin

Neulich las ich im Ärzteblatt, dass sich Ärzte darüber beklagen, dass Patienten immer anspruchsvoller werden. Alles soll sofort, möglichst gratis und genau nach den Vorstellungen des Patienten gemacht werden. Das geht so weit, dass Ärzte sogar von steigender Gewaltbereitschaft bei den Patienten berichten. Nun haben Hörakustiker keine Patienten, sondern Kunden. Und der Kunde ist ja bekanntlich König oder wie im folgenden Fall „Königin“:

Sehr geehrte Redaktion,

was ich neulich im Hörakustiker-Geschäft der Firma XYZ1 erleben musste, spottet wirklich jeder Beschreibung! Ich, eine 48-jährige Frau mit vollem Terminplan, hatte einen festen Termin – und was geschah? Ich wurde allen Ernstes gezwungen, volle zehn Minuten zu warten!

Werbung

Zehn. Ganze. Minuten. Stehend, wohlbemerkt, denn man hielt es nicht einmal für nötig, mir einen ordentlichen Sitzplatz anzubieten, ein einfacher Clubsessel musste reichen. Dabei war das Geschäft keineswegs überfüllt – die Mitarbeiter kümmerten sich um einen anderen Kunden, der ein Problem hatte.
Das muss man sich mal vorstellen! Ich bin im Management und habe Folgetermine! Der andere Kunde war ein alter Mann, der kann doch wohl warten.
Aber ich musste da wie eine Bittstellerin herumsitzen. So geht man also mit treuen Kunden um, die bereit sind, ein kleines Vermögen für Hörgeräte auszugeben!
Am Ende war das sogar ein Kassenpatient, während ich ja mit einer Privatversicherung aufwarten kann, wovon der Hörakustiker schließlich auch mehr hat.

Ich frage mich ernsthaft, ob es heutzutage überhaupt noch Respekt und Servicebewusstsein gibt oder ob man als Kunde einfach nur noch als lästiges Übel betrachtet wird. Wenn ich einen Termin habe, dann erwarte ich, dass man mich pünktlichst bedient – und nicht wie einen zufälligen Passanten behandelt!

Dass es so weit kommt, dass man in einem Laden, der von meinem Geld lebt, nicht einmal mehr wie ein Mensch behandelt wird, ist eine Schande! Ich fordere, dass Hörakustiker in Zukunft strengere Vorgaben zur Terminwahrung bekommen – und dass Kunden, die mehr als fünf Minuten warten müssen, eine angemessene Entschädigung erhalten!

Ich hoffe, dass Sie über diese Zumutung berichten und so auf dieses gravierende Problem aufmerksam machen.

Mit empörten Grüßen,
Liliane K. aus Detmold

Liebe Liliane,

Sie sind ein sehr bedeutsamer und wichtiger Mensch, der die deutsche Wirtschaft ganz entscheidend vorantreibt. Ohne Ihren unermüdlichen Einsatz würde das Unternehmen, für das Sie tätig sind, gewiss untergehen und viele Menschen würden ihren Arbeitsplatz verlieren.
Sie haben recht: Time is money!
Ein normaler Mensch, der nur so ganz normal arbeiten geht, hat ja keine Vorstellungen davon, wie wertvoll in Ihrer Situation 10 Minuten sein können.
Insbesondere der überflüssige Rentner, der statt Ihnen bedient wurde, ist ja nichts weiter als ein Hemmschuh, der den Hörakustiker von einer so wichtigen Aufgabe abgehalten hat, nämlich Sie zu bedienen.

Es ist auch nicht zu begreifen, dass man Ihnen nur einen popeligen Clubsessel als Sitzgelegenheit angeboten hat. Ein Designermöbel oder ein orthopädisch korrekter Stuhl wären Ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung sicherlich angemessener gewesen.

Dieser Hörakustikbetrieb ist das Allerletzte! Der Inhaber müsste angezeigt und schwer bestraft werden. Seine Mitarbeiter gehören sofort entlassen und mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt. Sie sollten nur noch in Berufen arbeiten dürfen, in denen sie keinen Kundenkontakt haben, damit so etwas nicht mehr vorkommt.

Dass der ältere Kunde, der unverständlicherweise Ihnen vorgezogen wurde, ein Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse ist, darf wohl als sicher angenommen werden. Das schlägt ja dem Fass den Boden aus. Solche Sozialparasiten, die sich auf eine nach dem Solidarprinzip funktionierende Versicherung verlassen, sollten den Privatpatienten gefälligst den Weg freimachen. Man hätte den Mann sofort des Ladens verweisen und auf einen anderen Termin umbuchen müssen, sobald Sie den Laden betreten haben.

Natürlich können Sie versuchen, für den erlittenen eklatanten Zeitverlust einen Schadensersatz zu verlangen. Teilen Sie Ihren Stundenlohn durch 6, dann haben Sie den Preis, den Sie für die 10 Minuten verlangen können. Vergessen Sie nicht, eventuell anfallende zusätzliche Parkgebühren zu berechnen. Überdies sollten Sie wenigstens 200 Euro für die ausgestandene Aufregung als Schmerzensgeld erhalten.

Möglicherweise ist das Ganze aber auch einfach nur darauf zurückzuführen, dass man Sie nicht sofort erkannt hat. Lassen Sie sich doch ein Schild machen, das Sie sich künftig umhängen können, damit Ihre Premiumbehandlung auch gewährleistet ist.

Das Ganze kann natürlich auch daran liegen, dass Sie eine egoistische, verwöhnte Kuh sind, die ein völlig überzogenes Anspruchsdenken in respektloser Weise an den Tag legt.

Wir wissen es nicht.

Bildquellen:
  • ich-ich-ich: Peter Wilhelm KI

5b76ef6080af41698592be3a6a806ae5

Fußnoten:

  1. Name der Red. bekannt (zurück)

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Schlagwörter:

In der Rubrik „Fragen an die Redaktion“ finden Sie unsere Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also bei den Fragen um redaktionell meist nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 12. Februar 2025

Lesen Sie doch auch:





Rechtliches