Neulich las ich im Ärzteblatt, dass sich Ärzte darüber beklagen, dass Patienten immer anspruchsvoller werden. Alles soll sofort, möglichst gratis und genau nach den Vorstellungen des Patienten gemacht werden. Das geht so weit, dass Ärzte sogar von steigender Gewaltbereitschaft bei den Patienten berichten. Nun haben Hörakustiker keine Patienten, sondern Kunden. Und der Kunde ist ja bekanntlich König oder wie im folgenden Fall „Königin“:
Liebe Liliane,
Sie sind ein sehr bedeutsamer und wichtiger Mensch, der die deutsche Wirtschaft ganz entscheidend vorantreibt. Ohne Ihren unermüdlichen Einsatz würde das Unternehmen, für das Sie tätig sind, gewiss untergehen und viele Menschen würden ihren Arbeitsplatz verlieren.
Sie haben recht: Time is money!
Ein normaler Mensch, der nur so ganz normal arbeiten geht, hat ja keine Vorstellungen davon, wie wertvoll in Ihrer Situation 10 Minuten sein können.
Insbesondere der überflüssige Rentner, der statt Ihnen bedient wurde, ist ja nichts weiter als ein Hemmschuh, der den Hörakustiker von einer so wichtigen Aufgabe abgehalten hat, nämlich Sie zu bedienen.
Es ist auch nicht zu begreifen, dass man Ihnen nur einen popeligen Clubsessel als Sitzgelegenheit angeboten hat. Ein Designermöbel oder ein orthopädisch korrekter Stuhl wären Ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung sicherlich angemessener gewesen.
Dieser Hörakustikbetrieb ist das Allerletzte! Der Inhaber müsste angezeigt und schwer bestraft werden. Seine Mitarbeiter gehören sofort entlassen und mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt. Sie sollten nur noch in Berufen arbeiten dürfen, in denen sie keinen Kundenkontakt haben, damit so etwas nicht mehr vorkommt.
Dass der ältere Kunde, der unverständlicherweise Ihnen vorgezogen wurde, ein Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse ist, darf wohl als sicher angenommen werden. Das schlägt ja dem Fass den Boden aus. Solche Sozialparasiten, die sich auf eine nach dem Solidarprinzip funktionierende Versicherung verlassen, sollten den Privatpatienten gefälligst den Weg freimachen. Man hätte den Mann sofort des Ladens verweisen und auf einen anderen Termin umbuchen müssen, sobald Sie den Laden betreten haben.
Natürlich können Sie versuchen, für den erlittenen eklatanten Zeitverlust einen Schadensersatz zu verlangen. Teilen Sie Ihren Stundenlohn durch 6, dann haben Sie den Preis, den Sie für die 10 Minuten verlangen können. Vergessen Sie nicht, eventuell anfallende zusätzliche Parkgebühren zu berechnen. Überdies sollten Sie wenigstens 200 Euro für die ausgestandene Aufregung als Schmerzensgeld erhalten.
Möglicherweise ist das Ganze aber auch einfach nur darauf zurückzuführen, dass man Sie nicht sofort erkannt hat. Lassen Sie sich doch ein Schild machen, das Sie sich künftig umhängen können, damit Ihre Premiumbehandlung auch gewährleistet ist.
Das Ganze kann natürlich auch daran liegen, dass Sie eine egoistische, verwöhnte Kuh sind, die ein völlig überzogenes Anspruchsdenken in respektloser Weise an den Tag legt.
Wir wissen es nicht.
- ich-ich-ich: Peter Wilhelm KI
Fußnoten:
- Name der Red. bekannt (zurück)
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