Schwerhörigkeit und Tinnitus, diese beiden Leiden gehen oft Hand in Hand.
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Die Schwerhörigkeit ist oft ein Bestandteil des Tinnitusleidens und manchmal sogar auch dessen direkte Ursache.
Die Schädigungen im Ohr sind dabei durch Lärm oder Hörsturz verursacht worden.
Meist sind dabei sowohl innere als auch äußere Haarzellen betroffen. Hierbei können die inneren Haarzellen so stark beschädigt worden sein, daß sie nicht mehr angemessen auf einen Schallreiz reagieren können.
Doch durch die Schädigung sind die entsprechenden „Reiz“(Ionen)-Kanäle so „überreizt“, daß dauernd sogenannte Leck-Ströme fließen. Dieser Nervenimpuls wird als Ton oder Geräusch (Schalläquivalent), also als Tinnitus, vom Großhirn wahrgenommen. Doch auch die äußeren Haarzellen können dabei ihre Funktion einbüßen. Der Regelmechanismus ist gestört und ein Teufelkreis von Anregung der inneren Haarzellen hat begonnen.
Eine weitere sehr drastische Folge kann sein, daß durch die fehlerhafte Funktion der äußeren Haarzellen der Schutz vor überlauten Geräuschen verloren geht.
Deshalb geht der Tinnitus oft mit einer vermehrten Geräuschempfindlichkeit einher.
Diese Fehlfunktion kann aber durch Training der übergeordneten Bahnen ausgeglichen werden, das nennen wir Habituation.
Schwerhörigkeit führt zur Isolation
Das ist vielen gar nicht bewußt: Eine Schwerhörigkeit führt, ob mit oder ohne Tinnitus und Geräuschempfindlichkeit, zu sozialer Isolierung.
Der Betroffene versteht schlechter und kann sich deshalb logischerweise auch nur schlechter verständlich machen.
Schwerhörigkeit ist eine verminderte Wahrnehmung, die sich auch auf das Denkvermögen auswirken kann. Das kommt, weil Sprache und Denkleistung zu großen Teilen verknüpft sind
Ist man nur auf einer Seite von der Schwerhörigkeit betroffen, kann das vom Gehirn meist gut kompensiert werden. Das führt aber in der Regel zum Verlust des Richtungshörens, das nur beidseitig möglich ist.
Tinnitus wird verstärkt wahrgenommen
Das ist nicht notwendigerweise so, aber oft wir der Tinnitus von Schwerhörigen verstärkt wahrgenommen, da die überdeckenden (maskierenden) Außengeräusche fehlen.
Der Tinnitus wird bei Schwerhörigen in der Regel 10-15 dB über der Hörschwelle bestimmt. Er macht bei Schwerhörigkeit bis zu 90% der Hörwirklichkeit auf dem betroffenen Ohr aus.
Ein Hörgerät hilft bei Tinnitus
Schon ein einfaches Hörgerät kann durch die Erweiterung der akustischen Wahrnehmung dazu beitragen, dass der Tinnitus auf 10% der Wahrnehmung reduziert wird.
Schon aus diesem Grund kann bei schwerhörigen Menschen mit Tinnitus-Leiden ein Hörgerät oft wahre Wunder wirken, Und das gilt nicht nur beim Ausgleich des Hörvermögens, sondern auch bei der Tinnitus-Habituation (gewöhnung).
Es ist also durchaus empfehlenswert, Schwerhörigen, deren Hörverlust den Sprachbereich betrifft hat, eine Hörgerätversorgung anzuraten.
Ein Hörgerät entlastet
Ein Hörgerät entlastet den Betroffenen. Er muß sich nicht mehr so stark konzentrieren, um Unterhaltungen folgen zu können.
Dabei fördert ein eventuell vorhandenes Grundrauschen im Hörgerät die gewöhnung (Habituation), da es die Hörrinde an ein ständig ankommendes, bedeutungsloses Geräusch gewöhnen kann.
Sehr gut geeignet sind auch Hörgeräte mit eingebautem Tinnitus-Masker oder -noiser.
Ein Hörgerät sollte immer dann angepaßt werden, wenn der Hörabfall bei mindestens zwei Frequenzen zwischen 500 und 3000 Hz über 30 dB liegt.
Ein Hörgerät ist auch dann angezeigt, wenn der Hörverlust bei 2000 Hz 30 dB übersteigt.
Als Untersuchung ist die Sprachprüfung erforderlich
Viele Hörtests basieren auf reinen Sinustönen und der Proband gibt an, ab wann er diese Töne hört.
Wichtiger aber ist der Freiburger Sprachtest. Dabei werden statt der Sinustöne standartidiserte Zahlenreihen und einsilbige Wörter über einen Kopfhörer vorgespielt.
Die Lautstärke wird immer von Testreihe zu Testreihe erhöht. Dann wird dann ausgezählt, wieviel Prozent Zahlen und Wörter bei den unterschiedlichen Verstärkungen verstanden wurden.
Liegt das Sprachverständnis bei 65 dB unter 70-80%, so ist eine Hörgerätversorgung immer ratsam.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Hörgerätempfehlung auch bei einseitiger Schwerhörigkeit früher erfolgenkann, wenn ein störender Tinnitus hinzukommt.
Schwerhörigkeit macht nicht dumm
Ich höre und lese es immer wieder: Viele haben Bedenken, daß Sie mit einem Hörgerät „dumm“ aussehen.
Das ist aber nicht der Fall. In früheren Zeiten wurde die Diagnose Schwerhörigkeit oft zu spät gestellt und die Versorgung mit ziemlich dicken Hörgeräten erfolgte erst, als die Betroffenen in ihrer (Sprach)entwicklung schon sehr weit zurückgebliebenen waren.
Natürlich sind schwerhörig oder taub geborene Menschen auf keinen Fall weniger intelligent. Aber es ist eine rechtzeitige Förderung erforderlich, beispielsweise durch frühzeitig angepasste Hörgeräte, eine ausreichende Versorgung mit Hörimplantaten und/oder das Erlernen der Gebärdensprache.
Dumm ist es aber, nichts gegen die Schwerhörigkeit zu tun!
Wer schlecht hört und sich nicht heöfen läßt, begibt sich in die soziale Isolation. Die Betroffenen können Gesprächen nicht mehr richtig folgen, geben falsche Antworten und aufen Gefahr, dass Alzheimer und Demenz schneller zuschlagen können. Es ist erwiesen, dass das nicht beschäftigte Gehirn anfälliger für die entsprechenden Symptome ist.
Keine Wunderwaffe
Aber natürlich ist auch ein Hörgerät keine Wunderwaffe!
Das Hörgerät muß individuell und kompetent angepaßt und der Gebrauch und Umgang damit muss geübt werden.
Dieses Training kann schon einmal einige Wochen gewöhnung unter Anleitung des Akustikers und des Arztes in Anspruch nehmen.
- eigenhoergeraet: Peter Wilhelm
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