Ein Hörsturz ist ein einschneidendes Ereignis. Für die Betroffenen ist es eine Katastrophe. Sie suchen Hilfe in Internetforen und erhalten oft nur unzureichende Antworten.
Ich gehe gerne individuell auf Ihre Fragen ein.
Für alle anderen Leser dieses Artikels möchte ich hinzufügen, dass diese Zuschrift sehr typisch ist für die Fragen, die mir in der kostenlosen Telefonsprechstunde immer wieder gestellt werden.
Viele YouTuber und Teilnehmer in Internetforen verteilen ein ungeheures Halbwissen. Hinter etlichen Videos stecken Hörgerätehersteller und Hörakustiker, die natürlich immer nur eine Seite der Medaille vorstellen und ihre Empfehlungen auf eine Hörgerätemarke beschränken.
In Foren tummeln sich leider auch Gelangweilte, Foren-Hobbyisten und vielfach auch Betroffene, die auf Sonderlösungen hinweisen, die für den normalen Fall gar nicht infrage kommen.
Kommen wir zu Ihrem konkreten Anliegen:
Ein Hörsturz ist ein dramatisches Ereignis
Schwerhörigkeit entsteht in den meisten Fällen schleichend. Sie wird akut erst erkannt, wenn sie einen bestimmten Grad des Nicht-Verstehens erreicht und meist wenn Dritte den Betroffenen darauf aufmerksam machen.
Bei einem Hörsturz stellt sich die Schwerhörigkeit aber schlagartig ein. Es ist nur allzu verständlich, dass das für Sie ein lebensverändernder Schock ist, der Sie sehr beschäftigt.
Bei einem Hörsturz nicht übereilt handeln
Nun ist die Diagnose „Hörsturz“ keine eindeutige Diagnose, die exakt eine Ursache und damit exakt eine geeignete Behandlungsform hat. Ein Hörsturz kann sich in ganz vielen verschiedenen Ausprägungen zeigen und es gibt sehr viele Behandlungsansätze.
Beim Hörsturz muss man aber immer Zeit und Geduld mitbringen, so schlagartig wie er gekommen ist, geht er nicht wieder weg. Er kann aber wieder weggehen oder sich zumindest weitestgehend wieder bessern, eine geeignete Therapie vorausgesetzt.
Deshalb ist das immer so eine Sache, jemanden kurz nach einem Hörsturz mit Hörgeräten zu versorgen. Auch der Ratschlag, über ein Cochlea-Implantat nachzudenken, ist meiner Meinung nach ein Frühschuss. Gerade die Implantation ist ja ein recht schwerwiegender Eingriff und sollte nicht vorschnell in Erwägung gezogen werden.
Im Fokus steht jetzt, dass Sie Hörgeräte bekommen, die es Ihnen ermöglichen, wieder etwas zu verstehen.
Hörgeräte sind toll – aber sie wirken keine Wunder
Das Versprechen, mit dem Gerät XYZ von Hersteller XYZ könnten Sie wieder hören wie zuvor, ist dummes Zeug. Ein Hörgerät ist ein ganz hervorragendes medizinisches Hilfsmittel, es wird aber in Labors entwickelt und in Fabriken gefertigt, und nicht in Hogwarts aus einem Zaubertrank gegossen.
Die Natur hat uns mit einem sehr guten Gehör ausgestattet. Hörgeräte können kein jugendliches, gesundes Gehör ersetzen, sondern nur eine Schwerhörigkeit überwindbar machen und dem Schwerhörigen ein gutes Sprachverstehen ermöglichen.
Mit anderen Worten: So wie früher wird es nicht mehr.
Welchen Hörakustiker soll ich nehmen?
Die große Ablehnung in den Foren gegenüber großen Hörakustikanbietern wie KIND, Fielmann, Geers und anderen ist völlig unberechtigt. Bei diesen großen Anbietern bekommt man regelmäßig gute Preise und auch dort arbeitet qualifiziertes Personal.
Ich persönlich gehe lieber zu einem inhabergeführten Hörgeräte-Fachgeschäft, wo mich nicht jedes Mal jemand anders bedient und wo ich über Jahre eine gute Beziehung zu „meinem“ Hörakustiker aufbauen kann.
Um herauszufinden, ob der Akustiker zu Ihnen passt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als ein solches Geschäft aufzusuchen.
Hörakustiker Checkliste
Die Auswertung der Checkliste ist ganz einfach: Von den 13 genannten Checkpunkten sollte Ihr Akustiker mindesten 11 erfüllen, besser alle.
Genügt der Akustiker nicht diesen Anforderungen (und weiteren, die Sie selbst festlegen können), dann gehen Sie woanders hin. Es hat keinen Zweck, wie in diesem Forenbeitrag, den Sie mir als Link geschickt hatten, empfohlen wurde, gleich von Anfang an zig verschiedene Hörakustiker zu „testen“. Das ist dummes Zeug.
Welches Hörgerät soll ich nehmen?
Sie haben einen Hörsturz. Das heißt Sie haben keine über eine lange Zeit erworbene (Alters)Schwerhörigkeit, die sich voraussichtlich langsam weiterentwickeln wird, sondern ein abruptes Ereignis ist bei Ihnen eingetreten. Gerade bei einem Hörsturz beobachtet man immer wieder, dass dieser auch eine gewisse Dynamik hat. Die Symptome können sich noch verschlechtern oder aber auch verbessern. Deshalb rate ich davon ab, jetzt gleich viele Tausend Euro für Hörgeräte auszugeben.
Erarbeiten Sie gemeinsam mit dem Hörakustiker einen Weg, sodass Sie preisgünstige Hörgeräte (Einstiegsklasse bis Mittelklasse) über einen längeren Zeitraum (8-16 Wochen) ausprobieren können. In dieser Zeit sollten die Hörgeräte mehrmals angepasst/nachgestellt werden.
Bekommen Sie erst einmal ein Gefühl für das Hören mit Hörgeräten und überwinden Sie die Anfangsschwierigkeiten, das ist das Allerwichtigste.
In dieser Zeit können Sie gemeinsam mit dem Akustiker und ggfs. auch mit dem HNO-Arzt die Entwicklung Ihres Hörsturzes beobachten.
Geben Sie keinesfalls voreilig zu viel Geld aus: Gutes Hören kann man nicht durch noch mehr Geld erzwingen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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