Damit er durch den Lärm am Arbeitsplatz nicht geschädigt wird und gleichzeitig die Vorzüge eines Hörgeräts nutzen kann, bekam ein Mann IPC-Hörgeräte verordnet. Damit hat er nun Probleme, bekam aber falsche Ratschläge.
Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen teilen! Der Start mit Hörgeräten, insbesondere mit ICP-Geräten (Individueller Gehörschutz mit Hörgerät, siehe Info-Kasten unten), bringt oft besondere Herausforderungen mit sich. Was Sie beschreiben – das überlaute Hören der eigenen Stimme – ist ein bekanntes Problem und hat mit dem sogenannten Okklusionseffekt zu tun.
Infobox: Was ist ein ICP-Hörgerät?
ICP steht für Individueller Gehörschutz mit Hörgerät (Individual Communication Protection). Diese speziellen Hörgeräte bieten:
• Schutz: Sie dienen gleichzeitig als Gehörschutz und Hörhilfe.
• Einsatzbereiche: Häufig in lauten Umgebungen, wie bei der Arbeit in der Industrie, oder für Personen mit besonderen Anforderungen an den Gehörschutz.
• Technologie: Sie kombinieren die Funktionen eines klassischen Hörgeräts mit einem zertifizierten Gehörschutz, der vor Lärm schützt.
• Vorteil: Sie bieten Hörkomfort und Schutz vor schädlichem Lärm gleichzeitig.
Warum tritt der Okklusionseffekt auf?
Der Okklusionseffekt entsteht, wenn der Gehörgang durch die Otoplastik vollständig oder nahezu vollständig verschlossen ist. Dadurch können Schallwellen, die beim Sprechen durch die eigenen Stimmbänder erzeugt werden, nicht mehr nach außen entweichen. Sie werden im Gehörgang reflektiert und verstärkt wahrgenommen, was zu dem unangenehmen Gefühl führt, „im eigenen Kopf“ zu sprechen.
Da Ihre ICP-Geräte auch als zertifizierter Gehörschutz fungieren, müssen die Otoplastiken dicht abschließen, um die Lärmschutzfunktion zu gewährleisten. Daher sind offene Schirmchen keine Alternative, da sie die Abdichtung aufheben würden.
So etwas kann man bei normalen Hörgeräten machen, die im Alltag getragen werden, aber nicht ohne weiteres bei IPC-Gehörschutzgeräten.
Mögliche Lösungen:
Ventilationsbohrungen in der Otoplastik:
Auch bei ICP-Geräten kann eine kleine Ventilationsöffnung (Lüftungsbohrung) in der Otoplastik helfen, den Okklusionseffekt zu reduzieren. Diese Öffnung wird so dimensioniert, dass sie die Schallschutzfunktion nicht beeinträchtigt, aber dennoch für mehr Luftdurchlässigkeit sorgt. Sprechen Sie mit Ihrer Akustikerin über diese Option.
Einstellung der Hörgeräte:
Der Okklusionseffekt wird oft durch eine Verstärkung der tiefen Frequenzen verstärkt. Ihre Akustikerin kann diese Frequenzbereiche gezielt reduzieren, um die Wahrnehmung der eigenen Stimme angenehmer zu machen.
Eine Anpassung der Verstärkungs- und Kompressionsparameter kann ebenfalls helfen, die Geräusche aus der Umgebung angenehmer wahrzunehmen.
Gewöhnungsphase:
Es ist wichtig zu wissen, dass der Körper Zeit benötigt, um sich an die neuen Höreindrücke zu gewöhnen. Nach etwa 4 bis 6 Wochen berichten viele Nutzer von einer deutlichen Verbesserung, da das Gehirn lernt, die verstärkten Eigenlaute zu filtern. Dieser Punkt ist der allerwichtigste von allen! Sie benötigen mindestens 8 bis 12 Wochen, bis Sie sich an den Okklusionseffekt gewöhnt haben.
Otoplastik-Material:
Falls die Thermotec-Otoplastiken für Sie unangenehm sind, können Sie überlegen, ob ein alternatives Material wie Acryl oder Silikon für die Otoplastiken besser geeignet ist. Diese Materialien haben unterschiedliche Eigenschaften in Bezug auf Flexibilität und Komfort.
Regelmäßige Nachsorge:
Es ist entscheidend, regelmäßig Anpassungen vornehmen zu lassen. ICP-Geräte sind hochspezialisierte Hörgeräte, die präzise eingestellt werden müssen. Vereinbaren Sie weitere Nachsorgetermine, um die Feinjustierung fortzusetzen.
Sollten Sie die Akustikerin wechseln?
Die Empfehlung, sofort die Akustikerin zu wechseln, ist oft überzogen. Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Hörakustiker ist wichtig, da die Anpassung von Hörgeräten, besonders bei ICP-Geräten, viel Feintuning erfordert. Wenn Ihre Akustikerin bereit ist, Ihre Anliegen ernst zu nehmen und gezielt an einer Lösung zu arbeiten, sollten Sie ihr zunächst die Möglichkeit geben, die Probleme zu beheben. Ein Wechsel ist nur dann sinnvoll, wenn Sie merken, dass keine Bereitschaft zur weiteren Unterstützung besteht.
Fazit:
Bei ICP-Geräten sind offene Schirmchen keine Option, da diese die Lärmschutzfunktion aufheben würden. Ventilationsbohrungen, Feinjustierungen der Einstellungen und regelmäßige Nachsorge können jedoch helfen, den Okklusionseffekt zu minimieren und den Tragekomfort zu verbessern. Geben Sie sich Zeit, sich an die neuen Höreindrücke zu gewöhnen, und bleiben Sie im Austausch mit Ihrer Akustikerin. Falls nach mehreren Anpassungen keine Verbesserung erzielt wird, können Sie immer noch über einen Wechsel nachdenken.
Die Antworten, die Sie in einem Forum bekommen haben, deuten darauf hin, dass die Teilnehmer dort gar nicht verstanden haben, dass Sie IPC-Geräte und keine herkömmlichen Hörgeräte tragen.
Demzufolge passen auch einige der gegebenen Antworten nicht. Es ist allgemein in sozialen Medien und Laienforen so, dass manche Teilnehmer reflexartig auf bestimmte Begriffe mit immer den selben Antworten reagieren, ohne überhaupt etwas von der Sache zu verstehen oder den Sachverhalt wirklich verstanden zu haben. Das scheint auch hier wieder einmal der Fall zu sein.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: eigene Stimme, ipc, Okklusionseffekt, stimme, Verschlusseffekt