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Hyponatriämie

Kategorie: Hörgesundheit

Die Elektrolytstörung Hyponatriämie bezeichnet eine zu niedrige Natriumkonzentration im Blutserum. Natrium bestimmt als bei weitem häufigster positiv geladener Elektrolyt die Osmolarität der extrazellulären Flüssigkeit; sieht man von den Fällen der hypertonen Hyponatriämie (kompensatorische Hyponatriämie bei Überschuss nichtionischer Osmolyte wie Glucose) ab, handelt es sich daher um eine hypoosmolare Störung durch relativen Wasserüberschuss. Oft ist ein absoluter Überschuss von Wasser die Ursache, wobei die niedrige Konzentration bei normalem oder erhöhtem Natriumbestand durch Verdünnung entsteht. Da die Osmoregulation (kompensatorischer Wasserverlust bei Natriumverlust) im physiologischen Rahmen Vorrang gegenüber der Volumenregulation hat, äußert sich ein Natriumverlust erst im fortgeschrittenen Stadium als Hyponatriämie, die dann auch als hypotone Hypohydratation bezeichnet wird.

Da Natrium sehr häufig gemessen wird, fällt eine verringerte Konzentration bei stationären Patienten oder bei Personen, die für Kontrolluntersuchungen regelmäßig einen Arzt aufsuchen, schnell auf. Schwere Hyponatriämiefälle mit einer Natriumkonzentration unter 120 mmol/l sind selten; sie sind als bedrohlich einzustufen und bedürfen meist einer umgehenden stationären Behandlung.

Echter Natriummangel
Hyponatriämie bei absolutem oder relativem Wasserüberschuss (zu niedriger Spiegel an Gesamtkörpernatrium)
bei Herzinsuffizienz, Leberzirrhose und nephrotischem Syndrom durch Störung der hypothalamischen Osmoregulation.
bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz durch erhöhte Natriumexkretion.
Hyponatriämie bei extrazellulärem Volumenmangel (Mangel an Gesamtkörpernatrium)
extrarenaler (außerhalb der Nieren) Natrium- und Flüssigkeitsverlust (Urin-Na <10 mmol/l): zum Beispiel Erbrechen, Diarrhö, Infektion, Verbrennung renaler (in den Nieren) Natrium- und Flüssigkeitsverlust (Urin-Na >20 mmol/l): wie bei Diuretika, Aldosteronmangel und bei Cortisolmangel
Hyponatriämie bei Isovolämie (Normales Gesamtkörpernatrium)
medikamentös bedingte
durch erhöhte ADH-Freisetzung beispielsweise durch Chlorpropamid (zur Behandlung von Diabetes mellitus), Amitriptylin, Isoproterenol, Nikotin oder Morphin
durch erhöhte ADH-Wirkung zum Beispiel durch Chlorpropamid, Cyclophosphamid (relativ häufig) oder Indometacin (auch andere NSAR)
Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) beispielsweise bei Tumoren
Verdünnungshyponatriämie
Führt man dem menschlichen Körper vermehrt Wasser zu, das wenig Salz enthält, dann kann es zu einer Verdünnungshyponatriämie kommen. Die Natriummenge im Blut ist eigentlich normal, aber die Flüssigkeitsmenge ist zu hoch. Eine Verdünnungshyponatriämie findet sich beispielsweise bei krankhaft gesteigerter Wassereinnahme (Polydipsie) oder tritt häufig bei Marathonläufern auf, die zu viel Wasser zu sich nehmen.

Pseudohyponatriämie
Durch stark erhöhte Plasmalipide oder Plasmaproteine sinkt der Natriumanteil im Gesamtplasma. Betrachtet man nur das Plasmawasser, sind die Werte normal. Es handelt sich hierbei nicht um eine echte Hyponatriämie.

Ursachen
Hyponatriämie durch Verdünnung („Wasservergiftung“)
Magenspülung mit großen Mengen Leitungswasser (Wasserüberladung)
übermäßiges Trinken von Wasser (hypotone Flüssigkeit)
psychogene Polydipsie
exzessives Trinken bei Hunger, Anorexie, nach Dialyse
Hyponatriämie durch Natriumverlust
schwerer Durchfall
renales Salzverlustsyndrom
Hyponatriämie durch Hypovolämie (Ausschüttung von ADH bei Hypotonie)
Exsikkose bei entgleistem Diabetes mellitus
schwere Herzinsuffizienz, Leberzirrhose
Infusion von hyperosmolarer Lösung, Mannit oder Glukose
Hyponatriämie als Nebenwirkung von Medikamenten
Diuretika (Thiazide, Spironolacton)
ACE-Hemmer
Carbamazepin/Oxcarbazepin
Antidepressiva (SSRI, SNRI)
Hyponatriämie als Nebenwirkung des Konsums von MDMA („Ecstasy-induzierte Hyponatriämie“), meistens bei Frauen
Hyponatriämie bei endokrinen Erkrankungen
Nebennierenrindeninsuffizienz
Hypophyseninsuffizienz, z. B. durch Hypophysentumor
Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)
zentrales Salzverlustsyndrom (CSWS)
Hypothyreose
Pseudohyponatriämie bei Plasmozytom mit Hyperproteinämie
Pseudohyponatriämie bei lipämischem Serum
Laborwerte
Normalwert des Natriums 135–150 mmol/l (Erwachsene)
Normalwert des Natriums 132–145 mmol/l (Kinder)
Normalwert des Natriums 130–150 mmol/l (Neugeborene)
leichte Hyponatriämie 130–135 mmol/l
mittelschwere Hyponatriämie 125–130 mmol/l
schwere Hyponatriämie < 125 mmol/l Die Plasmanatriumkonzentration sagt aber noch nichts darüber aus, wie viel Natrium im Körper vorhanden ist. Zu einer Hyponatriämie kommt es nämlich entweder durch Natrium-Verlust oder durch den Verdünnungseffekt aufgrund einer verminderten Wasserausscheidung oder einer erhöhten Wasseraufnahme. Deswegen müssen unbedingt noch andere Parameter gemessen werden, um eine Hyponatriämie vollständig diagnostizieren zu können. Dazu gehört die Osmolarität im Serum und im Urin. Symptome Die Hyponatriämie führt bei rascher Entwicklung zu einem Hirnödem mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Tremor und epileptischen Anfällen. Bei langsamer Entwicklung über mehr als zwei Tage stehen Müdigkeit, Verwirrtheit, Inappetenz und Veränderung der Persönlichkeit im Vordergrund. Bei chronischer Hyponatriämie führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu einem häufigeren Auftreten von Stürzen. Zudem kommt es unter Hyponatriämie zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens und zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, Zellen, die Knochensubstanz abbauen. Die Folge ist eine Neigung zu Osteoporose und in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen ein vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen. Therapie Je nach Entstehung der Hyponatriämie ist entweder Flüssigkeitsrestriktion (Begrenzung der Wasseraufnahme; bei SIADH) oder die Gabe von isotonen Infusionslösungen indiziert, wenn die Ursache der Hyponatriämie ein Mangel an Volumen (Körperwasser) ist. Die Gabe von hochkonzentriertem Kochsalz als Infusion ist nur im Notfall bei schwerer Hyponatriämie mit neurologischen Symptomen angezeigt. Kochsalz-Tabletten sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Die gefürchtetste Komplikation eines zu raschen Anstieges des Natriumspiegels ist die Zentrale pontine Myelinolyse. Daher sollte der Ausgleich der Natriumwerte langsam (maximal 12 mmol/l in 24 h) und unter häufigen Laborkontrollen erfolgen. Das mittlerweile nicht mehr eingesetzte Tetracyclin Demeclocyclin und Medikamente aus der Substanzklasse der Vaptane hemmen den Effekt von antidiuretischem Hormon (ADH) auf den Rezeptor in der Niere. Tolvaptan erhöht bei Patienten mit Hyponatriämie und normalem oder erhöhtem Extrazellulärvolumen das Serum-Natrium. Conivaptan, ein weiterer Vertreter der Vaptane ist mittlerweile in den USA zur Behandlung der Hyponatriämie bei Krankenhauspatienten mit normalem oder erhöhtem Extrazellulärvolumen zugelassen. In klinischer Erprobung befinden sich Lixivaptan und Satavaptan. Literatur H. J. Milionis, G. L. Liamis, M. S. Elisaf: The hyponatremic patient: a systematic approach to laboratory diagnosis. In: Canadian Medical Association Journal. Band 166, Nummer 8, April 2002, S. 1056–1062, PMID 12002984. PMC 100882 (freier Volltext). (Review). Michael Obladen, Rolf F. Maier (Hrsg.): Neugeborenen-Intensivmedizin. 7., vollst. überarb. u. akt. Auflage. Springer, 2006, ISBN 3-540-33737-7. Einzelnachweise Spasovski, G., Vanholder, R., Allolio, B., Annane, D., Ball, S., Bichet, D., Decaux, G., Fenske, W., Hoorn, E., Ichai, C., Joannidis, M., Soupart, A., Zietse, R., Haller, M., van der Veer, S., Van Biesen, W., & Nagler, E. (2014). Clinical practice guideline on diagnosis and treatment of hyponatraemia, European Journal of Endocrinology, 170(3), G1-G47 H. J. Milionis, G. L. Liamis, M. S. Elisaf: The hyponatremic patient: a systematic approach to laboratory diagnosis. In: Canadian Medical Association Journal. Band 166, Nummer 8, April 2002, S. 1056–1062, PMID 12002984. PMC 100882 (freier Volltext). (Review). J. C. Ayus, M. L. Moritz: Bone disease as a new complication of hyponatremia: moving beyond brain injury. In: Clinical Journal of the American Society of Nephrology. Band 5, Nummer 2, Februar 2010, S. 167–168. doi:10.2215/CJN.09281209. PMID 20089487. S. Kinsella, S. Moran, M. O. Sullivan, M. G. Molloy, J. A. Eustace: Hyponatremia independent of osteoporosis is associated with fracture occurrence. In: Clinical Journal of the American Society of Nephrology. Band 5, Nummer 2, Februar 2010, S. 275–280. doi:10.2215/CJN.06120809. PMID 20056759. PMC 2827601 (freier Volltext). Goce Spasovski, Raymond Vanholder, Bruno Allolio, Djillali Annane, Steve Ball, Daniel Bichet, Guy Decaux, Wiebke Fenske, Ewout J Hoorn, Carole Ichai, Michael Joannidis, Alain Soupart, Robert Zietse, Maria Haller, Sabine van der Veer, Wim Van Biesen and Evi Nagler: Clinical practice guideline on diagnosis and treatment of hyponatraemia. (pdf) European Journal of Endocrinology, 2014, S. 47, abgerufen am 22. Juli 2018 (englisch). R. W. Schrier, P. Gross, M. Gheorghiade, T. Berl, J. G. Verbalis, F. S. Czerwiec, C. Orlandi: Tolvaptan, a selective oral vasopressin V2-receptor antagonist, for hyponatremia. In: The New England journal of medicine. Band 355, Nummer 20, November 2006, S. 2099–2112. doi:10.1056/NEJMoa065181. PMID 17105757. Vaprisol (conivaptan) CenterWatch Newly Approved Drug Therapies Listing. aus Wikipedia der freien Enzyklopädie

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Synonyme:
Hypoosmolalität, Natriummangel
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