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Meine Otoplastik bringt mich um

Otoplastik nervt

Wenn die Otoplastik weh tut.

Hörgeräte gibt es in verschiedenen Bauformen. Recht beliebt sind im Moment die winzig kleinen, die im Gehörgang getragen werden. Die allermeisten Geräte jedoch sind Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO). Hier führt ein Kabel oder Schallschlauch zum Gehörgang. Als Schnittstelle zwischen dem Ende des Schallschlauchs und dem Gehörgang fungiert die Otoplastik. Dieses maßgeschneiderte Ohrpassstück sorgt für eine ordentliche Schallübertragung ins Ohr und auch für einen guten Halt des Hörgerätes. Zu diesem Ohrstück hat Leser Sebastian B. aus Hamburg folgende Fragen:

Ich möchte mich mit einem Problem an Sie wenden. Mir ist bewusst, dass Sie kein Hörakustiker sind, aber Sie haben sehr gute Ansichten, die ich teile. Erst einmal also grosses Lob für Ihre Webseite.

Seit nunmehr 12 Jahren bin ich mit Hörgeräten beidseitig versorgt. Ich höre nur mit diesen Geräten gut. Diese sind auch, wie ich finde, sehr gut vom Hörakustiker eingestellt.

Aber ich mag die Dinger nicht gerne im Ohr haben. Das mochte ich eigentlich von Anfang an nicht. Das Tragen der Geräte hinter dem Ohr macht mir gar nichts. Aber diese Otoplastik empfinde ich als grauenvolles Übel. Ich habe das Gefühl als ob mein Ohr dadurch komplett verstopft ist. Der eine Bügel ist fast schon scharfkantig und reibt in der Ohrmuschel. Dabei spreizt er das Ohr auseinander. Das tut auf Dauer richtig weh. Im Sommer, wenn ich etwas schwitze, habe ich nach kurzer Tragezeit gerötete Abdrücke in den Ohren, die wund werden.

Meiner Meinung nach, aber ich bin kein Fachmann, liegt das daran, dass der Hörakustiker beim Abformen meiner Ohren mit dieser 2-Komponenten-Abformmasse oben an meiner Ohrmuschel gezogen hat.
Können Sie bestätigen, dass das das Problem sein könnte? Welche Alternativen gibt es? Ich habe eine mittelstarke Hörstörung im Hochtonbereich und bin 56 Jahre alt.

Lieber Herr B.,

Sie haben eine dieser Otoplastiken, die fast schon an Körperverletzung grenzen.
Sprechen Sie bitte mit Ihrem Hörakustiker und lassen Sie sich Alternativen zeigen. Nach meiner Meinung steht eine Neuanfertigung der Otoplastiken an.
Immer wieder schreiben mir Menschen, die sich über schlecht sitzende und drückende Ohrpassstücke beklagen. Insgesamt scheinen die Hörakustiker in tausenden von Fällen eine super Arbeit zu machen, was die Abformungen anbetrifft. Aber bei einigen wenigen Kunden scheint das schiefzugehen.

Wenn diese dann nicht unverzüglich beim Hörakustiker auf der Matte stehen und Nachbesserung verlangen, beginnt oft ein jahrelanges Martyrium.

Eine gut gefertigte Otoplastik, lassen Sie mich das mal recht populär ausdrücken, muß ins Ohr schlüpfen, wie eine Hand in einen gut sitzenden Handschuh.
Da darf nichts wackeln und da darf auch vor allem nichts drücken.

Ich war oft bei Abformungen dabei und habe noch nie gesehen, dass der Akustiker oben am Ohr zieht, während die Abformmasse aushärtet.
Das bedeutet ja schließlich, dass er der Ohrmuschel eine andere Form gibt und den Bereich der inneren Ohrmuschel vergrößert oder verzieht.
Nach diesem verformten Muster wird dann von ihm oder im Labor die Otoplastik gefertigt. Diese würde aber nur dann sanft und bequem ins Ohr gleiten, wenn ständig jemand ihre Ohrmuschel nach oben zieht. Da das aber nicht der Fall ist, drückt die Otoplastik das Ohr in diese absonderliche Form.

Das muss ja drücken und schmerzen. So kann das auch nicht bleiben.

Auch darf es nicht sein, dass Kanten der Otoplastik von Ihnen als scharfkantig empfunden werden. Sie sollten vom Shaper (Mitarbeiter, der den letzten Schliff verleiht) gut abgerundet werden.
Schließlich sind Otoplastiken doch Maßanfertigungen und müssen allerhöchste Ansprüche an Passform und Bequemlichkeit erfüllen.

Wenn bei Ihnen jetzt der Neukauf von Hörgeräten ansteht, lassen Sie sich vom Akustiker bitte die verschiedenen Otoplastik-Formen zeigen. Besprechen Sie mit ihm, welche Formen für Sie infrage kommen. Es muss nicht immer die Vollotoplastik in der ganzen Ohrmuschel sein.
Sind Sie sich nicht sicher, ob der Hörakustiker Ihre Wünsche erfüllt, wechseln Sie den Hörakustiker.

Und wenn Sie keine neuen Geräte bekommen, dann lohnt es sich aber auf jeden Fall, neue Otoplastiken anfertigen zu lassen.
Sie wissen doch jetzt, worauf es ankommt und wo Ihre Problemstellen sind.
Die Kosten für Otoplastiken sind wirklich überschaubar.

Wenn diese aber drücken oder schmerzen, dann sollten Sie nicht jahrelang warten, sondern gleich Nachbesserung verlangen.

Bild:
Von photo taken by Udo Schröter – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=181643

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Bildquellen

  • 640px-Hoergeraet_analog_050609: Peter Wilhelm

In der Rubrik „Fragen an die Redaktion“ finden Sie unsere Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also bei den Fragen um redaktionell meist nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 9. Mai 2021 | Peter Wilhelm 9. Mai 2021

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